"In der Auseinandersetzung mit dem Baum und seinen Formen entstanden Objekte

von großer Aussagekraft".


"Der Künstler und Bildhauer Manfred Schöller hatte im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Kunstuniversität Linz die Gelegenheit, mit vom Stadtgartenamt geschnittenen Bäumen zu arbeiten. Diese wären sonst zu Brennholz zerkleinert und schon längst verfeuert worden. Sozusagen als Hommage an die Natur gab er den Bäumen in seinen Skulpturen eine zweite Existenz.

 

Eine über 200 Jahre alte Rosskastanie, eine vor rund 130 Jahren als Teil einer Allee in der Wienerstraße gepflanzte Robinie, sowie einige etwa hundertjährige Fichten wurden vom Künstler ausgehöhlt, entrindet und geölt und durch diesen schlichten, wenn auch langwierigen Prozess von Naturobjekten in Kunststücke verwandelt, deren Sprache ihre gewachsenen Formen und natürlichen Farben sind.

Die Arbeiten von Manfred Schöller überzeugen durch die bewusste Reduziertheit des künstlerischen Eingriffs in die natürliche Form. Die Bäume werden aus ihrer natürlichen Umgebung herausgeholt, ihrer Form jedoch keine Bedeutung aufgezwängt. Die Natur zeigt hier selbst wie Kunstwerke entstehen. Im Betrachter sollen Bewunderung für die Formen der Natur, der Schöpfung, ausgelöst werden".

 

Dr. Monika Leisch-Kiesl

 Kath.-Theol.-Universität

 

 

 

ROSSKASTANIE / Aesculus Hippocastanum

Der Stamm einer mehr als 200 Jahre alten Rosskastanie musste der Erweiterung des Linzer Promenadenhof- Gastgartens weichen. 

An der äußeren gewachsenen Form wurde durch das entfernen der Rinde nur ein minimaler Eingriff vorgenommen.  Innen sind die Teile jedoch vollkommen ausgehöhlt.

 

 

 

 

FICHTEN / Picea Excelsa

Fünf morsche Fichten aus dem Böhmerwald. Alter ca. 80 - 120 Jahre.

 

 

 

 

ROBINIE / Robinia Pseudoacacia

Der Stamm einer vor rund 130 Jahren als Teil einer Allee in der Wienerstraße gepflanzten Robinie,

die dem Bau einer Mini-U-Bahn weichen musste. Vom ursprünglichen Standort entfernt, quasi ihrer Wurzeln beraubt, erfährt sie nun ein Dasein in einer zweiten Existenz als Skulptur.

Und wurde so zum Wanderbaum. 

 

 

 

Der Baum prägt das Objekt


 

Jeder Baum ist ein Naturobjekt und hat eine einzigartige Persönlichkeit. 

Bedingt durch den Standort ergibt sich die Form des Wuchses. 

Ein freistehender Baum entwickelt sich ganz anders als einer, der in enger Nachbarschaft 

mit anderen Bäumen leben muss.

 

Von der Natur geschaffene Werke entstehen von sich aus, ohne das Zutun des Menschen.

Bei dieser Arbeit wurden keine Veränderungen an der eigentlichen Form vorgenommen,

sondern vielmehr durch Abschälen der Rinde, die vom Baumstamm selbst geprägte Formgebung hervorgehoben.

 

Ein Baum ist seit dem Zeitpunkt des Keimens fest verwurzelt in der Erde.

Hier steht er entwurzelt da, befindet sich außerhalb des Erdbodens.

Doch trotz dieser "Relocation" bleibt durch die Rekonstruktion seiner natürlichen Form der ursprüngliche Charakter erhalten.

Der Baum wird zu etwas Einzigartigem.

Er wird zur Skulptur.

 

 

Das Leben eines Baumes spielt sich vor allem im Inneren ab und geht stumm vor sich.

Es gehorcht dem großen Rhythmus der Natur.

 

Ein symbolisches "Fließen der Säfte", für jeden einzelnen Baumstamm konzipiert und musikalisch aufgenommen, erklang aus insgesamt sieben, in den Stämmen versteckten Lautsprechern.

Genau an jener Stelle wo sich zu seinen "Lebzeiten" die Jahresringe bildeten, erzählen die aus dem Inneren kommenden, rauschenden pulsierenden Klänge, vom einstigen Wechsel der Jahreszeiten.

 

 

Diese Bäume setzen Assoziationen frei, weil sie den Zauber der Natur in sich tragen,

den Lauf der Sterne und das Fließen der Ströme.

Eine Hommage an die Natur in Gestalt von ausgehöhlten Bäumen.